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Florian Dederichs

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Fachkräftemangel in der Logistik & Supply Chain

 

Wir warten an der Sicherheitskontrolle im Flughafen. Wir warten auf die Ankunft unseres Pakets. Wir warten stundenlang in einer Telefonwarteschleife, um mit einem Mitarbeiter des Kundenservice verbunden zu werden. Ein einziges großes Wartespiel - und der Grund dafür? Ein weltweiter Fachkräftemangel.

Amazon berichtet über Schwierigkeiten, ausreichend Personal für die Auslieferung von Waren einzustellen; die britische National Pig Association war gezwungen, Hunderte von überschüssigen Schweinen zu erlegen, weil es an Schlachthofpersonal mangelte; und 44 % der deutschen Unternehmen geben an, durch Fachkräftemangel eingeschränkt zu sein. Der Fachkräftemangel ist in der ganzen Welt und über Branchen hinweg zu spüren.

Ein Bereich, der in dieser Krise besonders leidet, ist die Supply Chain. Ob es sich nun um einen Mangel an Fahrern, einen Mangel an Lagerarbeitern oder um fehlende qualifizierte Fachkräfte für das Management von Prozessen, Technologien und Personal handelt - Lieferketten auf der ganzen Welt haben Schwierigkeiten, das Tempo beizubehalten. Eine aktuelle Studie von Korn Ferry schätzt, dass bis zum Jahr 2030 weltweit 85,3 Millionen Fachkräfte fehlen werden. Es wird erwartet, dass dies die Weltwirtschaft 8,5 Billionen Dollar kostet - das BIP von Deutschland und Japan zusammen. Und das Problem wird sich in absehbarer Zeit nicht lösen.

In diesem Artikel gehen wir auf die Gründe für den weltweiten Fachkräftemangel, sowie seine Auswirkungen auf die Logistik & Supply Chain ein und bieten mehrere Lösungen an, wie den kurzfristigen Problemen und langfristigen Risiken des Fachkräftemangels entgegengewirkt werden kann.

 


 

Was sind Gründe für den Fachkräftemangel in der Logistik?

 

Es war schwierig, den Nachrichten über die globalen Ereignisse der letzten Jahre zu entgehen. Covid-19, der Ukraine-Krieg – die Weltwirtschaft hat einige Krisen erlebt. Aber wie genau haben diese Ereignisse zum Fachkräftemangel beigetragen? Genauer gesagt, wie haben diese Ereignisse einen Fachkräftemangel in der Logistik und den Lieferketten verursacht?

Als die Weltwirtschaft durch die Ausbreitung von Covid-19 und die damit verbundenen Lockdowns ins Taumeln geriet, mussten viele Branchen die Kosten senken, um zu überleben. Fluggesellschaften entließen Kabinenpersonal, Bauunternehmen verkleinerten ihre Belegschaft, und Gaststätten reduzierten den Dienstplan auf ein Minimum oder überlebten gar nicht. Die Arbeitslosigkeit stieg über alle Branchen hinweg. Viele Arbeitskräfte blieben jedoch nicht untätig und suchten eine Beschäftigung in Branchen, die weniger von den Lockdowns betroffen waren. Als die Einschränkungen endeten und Unternehmen versuchten, ihre ehemaligen Mitarbeiter zurückzuholen, folgte das böse Erwachen: Viele Fachkräfte hatten neue Qualifikationen entwickelt und neue berufliche Wege eingeschlagen, sodass sie nicht bereit waren, in ihre ursprünglichen Jobs zurückzukehren.

Zudem hat Covid-19 auch die Einwanderung stark beeinträchtigt. Viele Wirtschaftsmigranten kehrten während der Pandemie in ihre Heimatländer zurück und sind bis heute nicht zurückgekommen, während die Covid-Reisebeschränkungen den Zustrom neuer ausländischer Fachkräfte drastisch reduzierten.

Und schließlich, dies ist der fatalste Aspekt, ist Covid-19 für Veränderungen in der berufstätigen Bevölkerung selbst verantwortlich. Jüngsten Schätzungen zufolge hat die Pandemie weltweit mehr als 6 Millionen Todesopfer gefordert, was im Klartext bedeutet, dass auch die Zahl der Arbeitskräfte eine Kleinere ist. Darüber hinaus haben monatelange Abschottung, Ungewissheit und Trauer, die Erwartungen und Prioritäten von Arbeitnehmern beeinflusst - im besten Fall wird der Fokus auf eine bessere Work-Life-Balance gerückt, im schlimmsten Fall führten sie zu weitreichenden psychischen Problemen.

Kurz gesagt: Covid-19 hat den Arbeitsmarkt irreversibel verändert und so zum Fachkräftemangel beigetragen.

Eine Studie der Vereinten Nationen schätzt, dass es in Europa im Jahr 2050 ganze 95 Millionen Menschen weniger im erwerbsfähigen Alter geben wird als 2015. Es ist kein großes Geheimnis, dass die Bevölkerung in der Eurozone altert. Die Zahl der Menschen, welche aufhören, zu arbeiten, ist größer, als die Anzahl Menschen, die damit anfangen.

Die Boomer-Generation nähert sich dem Ruhestand, und so müssen die Millennials und die Gen-Z das Zepter für die Supply Chain in die Hand nehmen. Leider besteht in diesen jüngeren Generationen oft eine falsche Wahrnehmung und ein allgemeines Misstrauen gegenüber den Aufgaben in der Logistik und der Supply Chain: die Branche wird als Anbieter von zeitlich begrenzter, schlecht bezahlter Gig-Arbeit gesehen, die über die Zustellung von Paketen hinaus nur wenige Wachstumsaussichten bietet. Trotz der jüngsten Euphorie über neue Supply-Chain-Technologien und der Bedeutung, die die Supply Chain in einer immer stärker vernetzten und schneller werdenden Welt hat, lässt sich dieser Ruf nur schwer abschütteln.

Infolgedessen kämpft die Lieferkette um geeignete Fachkräfte und verliert in den meisten Fällen gegen "attraktivere" Branchen wie dem Gesundheitswesen und den Silicon Valley - Unternehmen. Dies resultiert derzeit in einem Fachkräftemangel insbesondere in den Einstiegspositionen der Branche und wird zukünftig zu einem weiteren Mangel führen - für die Aufsichts- & Führungspositionen, die Erfahrung jenseits der Gig-Wirtschaft erfordern.

Die Supply Chain entwickelt sich schnell weiter und hat große Fortschritte in den Bereichen Technologie, KI und Automatisierung gemacht. So wurden Prozesse verschlankt und die Effizienz verbessert. Obwohl dies einen geringeren Personalbedarf vermuten lässt, hat sich die Zahl der offenen Stellen in der Branche jedoch tatsächlich erhöht. Entwicklungsteams, technischer Support, operative Fachkräfte – eben solche Stellen sind unbesetzt. Bewerber benötigen spezifische Fähigkeiten und eine fortgeschrittene Ausbildung, welche erlangt werden muss.

Das ist kein neues Problem. Seit Jahren gibt es in der Technologiebranche einen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Dies ist auf einen allgemeinen Mangel an Investitionen in die entsprechenden Qualifikationen zurückzuführen - ein Problem, das in vielen Industrieländern auftritt- sowie auf Verzögerungen durch das Zeitinvestment bei der Nachqualifizierung. Kurz gesagt, die Qualifikationslücke ist groß und sie wird bei der derzeitigen Entwicklung nur noch größer werden und den bereits vorherrschenden Fachkräftemangel in der Supply Chain weiter ankurbeln.

Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft schätzt, dass über 100.000 Fahrer, welche für polnische Transportunternehmen arbeiten, Ukrainer sind. Da ukrainische Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren zum Militär eingezogen wurden, scheiden viele dieser Fahrer als Arbeitskraft aus. Davon betroffen ist nicht nur das Transportgewerbe in Polen, sondern in ganz Europa. In Deutschland zum Beispiel werden bis zu 20 % der Transporte von polnischen Unternehmen durchgeführt.

Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie der Krieg in der Ukraine den derzeitigen Fachkräftemangel in der Logistik weiter verschärft. Zusätzliche Auswirkungen sind die Einschränkung der Bewegungsfreiheit aufgrund internationaler Sanktionen, die zusätzliche Komplexität umzuleitender betroffener Lieferketten mit erhöhtem Aufwand für das Supply Chain Management und die durch den internationalen Konflikt verursachte allgemeine Unsicherheit, welche zu veränderten Prioritäten der Arbeitnehmer führt.

Dank der enormen technologischen Fortschritte und der durch Covid-19 vorangetriebenen Zunahme der Verkäufe im E-Commerce nutzen mehr Menschen denn je den Onlinehandel. Der Motor des E-Commerce ist die Supply Chain und deren Beschäftigte. Angesichts der gestiegenen Nachfrage und der immer höheren Erwartungen an das Service Level benötigt die Supply Chain heute so viel Personal wie nie zuvor.

Selbst in einem relativ stabilen Arbeitsmarkt wäre es herausfordernd, die freien Stellen zu besetzen, aber in Zeiten des Fachkräftemangels wird die Situation schnell prekär.

 

Welche Auswirkungen hat der Fachkräftemangel auf die Supply Chain?

 

Vom Gastgewerbe bis zur Luft- und Raumfahrt - der Fachkräftemangel ist in allen Branchen spürbar. Gepaart mit den bereits erwähnten arbeitsintensiven Tätigkeiten in der Supply Chain und der steigenden Nachfrage nach Logistikpersonal, gehört die Supply Chain eindeutig zu den am stärksten betroffenen Bereichen.

Im Vereinigten Königreich fehlen 100.000 LKW-Fahrer, in der Türkei nähert sich der Mangel auf 25 % an und in Deutschland fehlen derzeit 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer. Die unmittelbaren Auswirkungen eines solchen Fachkräftemangels sind offensichtlich: Es gibt nicht ausreichend Fahrer, um die Lieferanforderungen zu erfüllen. Sendungen verzögern sich und der Rückstand wächst; währenddessen ist das Supply Chain Management damit beschäftigt, sich kostbaren Transportraum vor der Konkurrenz zu sichern, wobei strategische Arbeit oft beiseitegeschoben werden muss, um pünktlich liefern zu können. Und diese Situation beschränkt sich nicht nur auf die Straße. Das Gleiche gilt für Lagerarbeiten, Hafenoperationen und so weiter...

Aber was sind die weiteren Folgen des Fachkräftemangels für die Supply Chain?

 

Produktknappheit

Eine unterbesetzte Lieferkette führt zu Ineffizienzen, welche schnell zu einer kompletten Produktknappheit anwachsen können.

Betrachten wir beispielsweise verderbliche Lebensmittel. Eine Lieferung frischer Lebensmittel verzögert sich aufgrund fehlender Kraftfahrer. So kann es sein, dass die Kühlkette nicht eingehalten werden kann und die Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen nicht erfüllt werden. Die gesamte Lieferung muss nun entsorgt werden. Hiervon ist sowohl der Lieferant betroffen, als auch der Verbraucher, der plötzlich vor leeren Supermarktregalen steht.

Ähnlich verhält es sich bei komplexen Elektrogeräten. Die Verspätung eines einzigen Bauteils führt dazu, dass das Produkt den Verbraucher nicht erreicht. Die Verspätung von zehn Bauteilen kann zur Schließung des Montagewerks führen. Das neue Smartphone oder der neue Laptop sind dann plötzlich knapp.

 

Inflation

Während Produktknappheit zu kurzfristigen Preisspitzen führen kann, kann der Fachkräftemangel auch langfristige Preissteigerungen verursachen. Die hohe Nachfrage und das knappe Angebot auf dem Arbeitsmarkt führen zu höheren Personalkosten, welche schlussendlich an den Verbraucher weitergegeben werden müssen. In Verbindung mit anderen inflationstreibenden Faktoren, wie z.B. dem Anstieg der Energiepreise, kann dies den Absatz verringern und die Wirtschaft allgemein in eine Rezession treiben. Zweifellos ist dies sowohl für große, als auch kleine Unternehmen ein besorgniserregendes Szenario.

 

Das Hindernis des Wachstums

Im Jahr 2022 nannten 64 % der von Gartner befragten IT-Führungskräfte in den USA den Mangel an ausgebildeten Fachkräften als größtes Hindernis für das Wachstum aufstrebender Technologien - im Vergleich zu nur 4 % im Jahr 2020.

Mit dem Aufschwung des E-Commerce und der Entwicklung neuer Technologien sind der Supply Chain wirklich keine Grenzen gesetzt. Aber wie in jeder anderen Branche auch, braucht es Menschen, um vom Angebotswachstum zu profitieren. Ob es sich um einen lokalen Lebensmittelhändler handelt, der Schwierigkeiten hat, Mitarbeiter im Lager zu finden, oder um einen multinationalen Konzern, dem es nicht gelingt, genügend Talente für die Entwicklung seiner robotergestützten Automatisierungssysteme zu gewinnen - der Fachkräftemangel wird zu verpassten Wachstumschancen führen.

Dies ist eine der gravierendsten Auswirkungen des Fachkräftemangels. Das Ausbleiben von Wachstum oder vielleicht sogar die Umkehrung des Wachstums wird die Zukunftsaussichten von Unternehmen und der Wirtschaft allgemein schwer beeinträchtigen.

 

 

Wie man dem Fachkräftemangel in der Logistik & Supply Chain entgegenwirkt

 

Der Fachkräftemangel wird auf kurze Sicht nicht gelöst. Was kann ein Unternehmen also tun, um den Mangel kurz-, mittel- und langfristig zu bekämpfen?

Wie man dem Fachkräftemangel in der Supply Chain entgegenwirkt
Kurzfristige (blau) & Mittel-/Langfristige (grün) Lösungen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, greifen ineinander

 

 

Kurzfristige Lösungen

 

Kommunikation

Einer der größten Fehler in der Zeit der Pandemie war die mangelnde Kommunikation zwischen der Unternehmensführung und den Beschäftigten. Oft hat der Führungskreis denjenigen, die entlassen oder auf Kurzarbeit gestellt wurden, nicht ausreichend versichert, dass es für sie noch eine Zukunft im Unternehmen gibt. Dies führte zum Massenexodus, den so viele Unternehmen erlebten. Diejenigen Unternehmen, die klar und ehrlich kommunizierten, haben wesentlich bessere Ergebnisse hinsichtlich des Fachkräftemangels erzielt. Es ist aber auch jetzt noch nicht zu spät, mit der Kommunikation zu beginnen. Sagen Sie Ihren Mitarbeitern, wohin die Reise geht.

 

Sicherung der verbleibenden Arbeitskräfte

Nur weil das Schlimmste der “Großen Resignation” (hoffentlich) hinter uns liegt, heißt das noch lange nicht, dass die Fluktuation der Arbeitskräfte vorbei ist. Die Unternehmen müssen hart daran arbeiten, die verbleibende Belegschaft zu halten. Wenn dies bedeutet, dass zusätzliche Vergütungen oder einmalige finanzielle Belohnungen angeboten werden müssen, dann ist dies ein Preis, den es sich lohnt zu zahlen – die Kosten für den Ersatz qualifizierter, ausgebildeter Mitarbeiter werden meist noch viel höher sein.

 

Verbesserung der HR-Prozesse

Es mag überraschend wirken, aber selbst in Zeiten des Fachkräftemangels gibt es immer noch umständliche Einstellungsprozesse. Durch straffere HR-Prozesse oder die Durchführung einmaliger, projektbezogener Einstellungsmaßnahmen können Verzögerungen minimiert werden - um insbesondere der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.

 

Lagerkapazitäten vergrößern/flexibilisieren

Der Fachkräftemangel in der Logistik macht auch die Anfälligkeit der Just-in-Time-Lieferung in der gesamten Lieferkette deutlich. Eine Möglichkeit, die Funktionsfähigkeit der Lieferkette mit weniger Arbeitskräften aufrechtzuerhalten, besteht darin, die verfügbare Lagerkapazität im Zuge einer Lageroptimierung zu erhöhen. So kann das Risiko von Lieferverzögerungen abgefangen werden und Liefervereinbarungen können mit weniger häufigen Lagerauffüllungen erfüllt werden. Natürlich ist die zusätzliche Lagerkapazität mit entsprechenden Kosten verbunden. Diese müssen gegen die Reputationskosten und die Kosten der auf Grund von Stockouts nicht pünktlich erfolgten abgewogen werden. 

 

Mit Kundenerwartungen umgehen

Natürlich sind die Erwartungen der Kunden in letzter Zeit in die Höhe geschnellt. Die Lieferung am nächsten Tag ist in der gesamten Lieferkette zum Standard geworden. Im derzeitigen Wirtschaftsklima ist dies jedoch manchmal einfach nicht möglich und der Kunde wird enttäuscht. Deshalb ist ein offenes und ehrliches Gespräch mit dem Kunden der Schlüssel zum Erfolg. Falls Sie ein B2B-Unternehmen sind, ist Ihr Kunde wahrscheinlich mit ähnlichen Problemen konfrontiert und wird zumindest Verständnis zeigen. Das Letzte, was er in dieser schwierigen Situation will, sind zusätzliche Komplikationen durch verpasste SLAs. Seien Sie auf das Gespräch vorbereitet: Bringen Sie (Übergangs-)Lösungen mit. Wenn Sie sich an den Endkunden wenden und individuelle Gespräche nicht möglich sind, ist es wichtig, nicht zu viel zu versprechen und nicht zu wenig zu erfüllen. Ein Vertrauensbruch beim Kunden hat langfristige Folgen. Überlassen Sie das Ihren Wettbewerbern.

 

Mittelfristige bis langfristige Lösungen

 

Wiederherstellung des Leistungsversprechens für Mitarbeiter

Auf einem nachfragedominierten Arbeitsmarkt braucht es mehr als eine gute Bezahlung, um die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen. Ein Hauptgrund, warum Mitarbeiter Arbeitsplätze in der Lieferkette verlassen haben oder sie weiterhin meiden, sind vermeintlich fehlende Zukunftsaussichten. Indem Sie Raum für Fortbildungen und Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung bieten, können Sie das Wertangebot über das Transaktionsgeschäft hinaus erweitern und qualifizierte Mitarbeiter langfristig an sich binden. Natürlich ist dies schwieriger, als es zunächst klingt. Es erfordert nicht nur finanzielle Mittel und Anstrengungen, um attraktive Schulungsprogramme aufzubauen, sondern auch die kontinuierliche Bereitschaft, den Mitarbeitern Raum für ihre Entwicklung zu geben, selbst in stressigen Zeiten. Es birgt auch das Risiko, in Mitarbeiter zu investieren, die wenig später das Unternehmen verlassen. Auch wenn sich dies manchmal nicht vermeiden lässt – zum Beispiel, wenn Mitarbeiter aus familiären Gründen umziehen müssen -, sollten Sie nicht vergessen, dass der Hauptgrund für den Wechsel eines Mitarbeiters zu einem Konkurrenten darin besteht, dass er in seiner derzeitigen Position unzufrieden ist oder ihm bessere Bedingungen angeboten wurden. Dies können Sie zumindest kontrollieren, indem Sie Ihren Mitarbeitern einen echten Mehrwert bieten.

 

Das Fachgebiet vermarkten

Das Missverständnis, die Supply Chain sei keine spannende Branche, muss ausgeräumt werden. Dies erfordert eine konsequente Kommunikation über zahlreiche Kanäle – von persönlichen Veranstaltungen bis hin zu sozialen Medien -, um die Supply Chain und die Logistik als eine Branche zu vermarkten, in der sich eine steile Karriere machen lässt. Dazu müssen wir alle unseren Teil beitragen.

 

Digitalisierung und Automatisierung

Von der Routenoptimierung bis hin zur Lagerrobotertechnik gibt es eine ganze Reihe von Technologien, die die Arbeitseffizienz der Lieferkette verbessern können. Mit einer durchdachten Digitalisierungsstrategie können Sie widerstandsfähigere Prozesse sicherstellen, die in der Lage sind, auf aktuelle und künftige Arbeitsprobleme einzugehen. Natürlich sind dafür technologieaffine Mitarbeiter erforderlich, was, wie bereits erwähnt, ein Problem für sich ist. Aber Technologie ist immer weniger ein Luxus und immer mehr eine Notwendigkeit. Wenn Sie jetzt nicht handeln, werden Sie ins Hintertreffen geraten, da Ihre Abläufe im Vergleich zur Konkurrenz teurer werden und die erfolgsversprechenden technologischen Fähigkeiten Ihrer SCM-Abteilung ausbleiben.

 

Einsatz von Datenanalyse

Mit Hilfe von Personalanalysen lässt sich feststellen, welche Mitarbeiter das Unternehmen am ehesten verlassen werden, sodass Sie gezielte Maßnahmen ergreifen können, um die Chancen für ihre Weiterbeschäftigung zu erhöhen. Solche Analysen können etwa anonyme Zufriedenheitsumfragen sein oder, in größeren Unternehmen, fortgeschrittene Datenanalysen, um statistisch “gefährdete” Mitarbeiter zu identifizieren. Eine weitere Lösung, die die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen kann, ist der Einsatz von Mobilgeräten für Mitarbeiter im Außendienst. Dies ermöglicht Live-Feedback, z. B. von Lieferfahrern, sodass auf deren Unzufriedenheit schnell reagiert werden kann. Solche Technologien verbessern im Allgemeinen auch die Kommunikation zwischen Managern und Mitarbeitern und ermöglichen den Fahrern eine höhere Identifikation mit dem Unternehmen.

 

Outsourcing in Betracht ziehen

Sie möchten Ihr Unternehmen vor den Risiken und Verwaltungskosten eines Fachkräftemangels schützen? Dann könnte Outsourcing die Lösung sein. Indem Sie die erforderlichen Arbeitskräfte oder die Erfüllung vorgeschriebener Aufgaben mit einem externen Dienstleister vereinbaren, können Sie die Last des Personalmanagements auf Dritte übertragen. Messbare Leistungsindikatoren und durchsetzbare Sanktionen sind das A und O einer solchen Vereinbarung.

Denken Sie daran, dass der Drittanbieter ein potentiell hohes Risiko einpreist, wenn er voraussichtlich gesteigerte Kosten hat, um genügend Arbeitskräfte anzuwerben. Darüber hinaus kann der Dienstleister bei extremen Einschränkungen auf dem Arbeitsmarkt auch Schwierigkeiten haben, überhaupt Talente zu finden. So sehr Sie auch mit Vertragsstrafen und rechtlichen Schritten drohen mögen, Sie werden trotzdem die Folgen des Fachkräftemangels zu spüren bekommen. Outsourcing ist nicht unbedingt ein Allheilmittel, sondern eher eine Entscheidung darüber, bei wem Sie das Risiko und die Verantwortung - und den Aufwand! - der Personalbeschaffung platzieren. 

 

Strategische Beschaffungshebel

Wenn verspätete oder ausbleibende Lieferungen Ihren Betrieb aufhalten, müssen Sie sich die Frage stellen, ob Sie das Produkt überhaupt kaufen wollen. Eine vollständige Kosten-Nutzen-Analyse kann durchgeführt werden, um die Beschaffungshebel zu bewerten: z. B. Make- vs. Buy-Entscheidungen, mögliche Produktänderungen, Reduzierung der Komplexität des Produkts und der Komponenten, Partnerschaften mit Lieferanten und vieles mehr. (Hier können Sie mehr über die strategische Beschaffung und ihre Hebel lesen) Im Allgemeinen gilt es, das Risiko zu verringern, das mit der Abhängigkeit von anderen einhergeht. So können Sie mehr Kontrolle über Ihre Lieferkette erlangen, um die Sicherheit einer ununterbrochenen Versorgung zu gewährleisten. Auch wenn Sie bei der Beschaffung von Vorprodukten möglicherweise mit ähnlichen Problemen konfrontiert werden und in Ihrem eigenen Betrieb ein zusätzlicher Arbeitsaufwand entsteht – mehr Unabhängigkeit und besser geführte Lieferketten können Ihnen die Sicherheit geben, die Sie brauchen, um Kundenerwartungen zu erfüllen.

 

Machen Sie dieselben Fehler nicht noch einmal

Im Nachhinein ist es einfach, Ursache und Wirkung des derzeitigen Fachkräftemangels in Bezug auf Covid-19 nachzuvollziehen. Allerdings war es damals, als die Zukunft ungewiss war, schwierig, den richtigen Weg zu finden. Sollten die Mitarbeiter zu erheblichen Kosten weiterbeschäftigt und der Untergang des Unternehmens riskiert werden? Oder sollten Kündigungen ausgesprochen werden, um das Unternehmen zu schützen, in der Hoffnung, dass man nach der Pandemie wieder Arbeitskräfte aufstocken kann? Sicherlich haben viele Unternehmen durch ihr Handeln und ihre Erfahrungen mit der Pandemie eine Menge gelernt. Der Schlüssel liegt darin, diese Lehren in künftige Situationen mitzunehmen, damit Sie nicht nur den Sturm überstehen, sondern auch bereit sind, dort weiterzumachen, wo Sie aufgehört haben, wenn der Sturm vorübergezogen ist.

 


 

Abschließende Überlegungen zum Fachkräftemangel in der Logistik & Supply Chain

 

Vom demographischen Wandel über Covid-19 bis hin zum Krieg in der Ukraine - ein katastrophales Zusammentreffen verschiedener Ereignisse hat zu dem derzeitigen Fachkräftemangel geführt. Da die Lieferketten besonders stark betroffen sind, ist es wichtig, den damit verbundenen Herausforderungen mit Strategie und Intelligenz zu begegnen.

Der Schlüssel, um nicht nur zu überleben, sondern auch von einem schwierigen Markt zu profitieren, liegt darin, seine Mitarbeiter kurzfristig an sich zu binden, Technologien und strategische Beschaffungsmöglichkeiten zu nutzen und die Wertschätzung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber neu zudefinieren. Einfach ausgedrückt: In einem Arbeitsmarkt, der stark auf den Arbeitnehmer ausgerichtet ist, ist die Entlohnung von Mitarbeitern durch finanzielles und persönliches Wachstum der beste Weg, um eine erfolgreiche Zukunft für alle zu gewährleisten.

Wir von OCM Consulting verfügen über jahrelange Erfahrung in der Gestaltung von Supply Chains. Wir haben eine Vielzahl technischer und organisatorischer Lösungen eingesetzt, um die Arbeitseffizienz in der Lieferkette zu verbessern, z. B. die Einführung von Mobilgeräten für Fahrer bei einem bedeutenden Pharmagroßhändler, die Auslagerung von Transportfunktionen an Drittanbieter und Transformationsprojekte zur Umgestaltung des Einkaufs. Kurz gesagt: Wir verfügen über das Know-how und die Kapazitäten, um Lösungen zu implementieren, die sowohl die Effizienz als auch die Mitarbeiterbindung verbessern.

Brauchen Sie Ratschläge zum Umgang mit dem Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen? Möchten Sie zu unseren Dienstleistungsangeboten, Produktmodulen Supply Chain Consulting und Fachkenntnissen sprechen? Wir freuen uns, mit Ihnen in Kontakt zu treten.

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